Bommert: Landgrabbing und Spekulation

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Bommert: Landgrabbing und Spekulation

Redner: Wilfried Bommert (Autor)
Veranstaltung: Ev. Kirchentag 2013
Ort: Hamburg
Datum: 3. Mai 2013

Wilfried Bommert gibt in seinem Impulsvortrag einen Überblick über das Phänomen des “Landgrabbings”, d.h. des massiven Aufkaufs von Ackerland, zumeist in entwicklungsschwachen Regionen und failed states. Vier Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit treiben aus seiner Perspektive das Landgrabbing, und damit die Knappheit von Böden, voran.

1. Die Weltfinanzkrise. Sie hat dazu geführt, dass die Finanzmärkte für Investoren weniger attraktiv und zunehmend risikoreicher geworden sind. Aus diesem Grund fließt Kapital zunehmend in als sicher und solide geltende Investitionen, darunter auch in den Ankauf von Böden und Ackerland.

2. Die Ölkrise. Steigende Preise und Aussicht auf Peak Oil haben lassen alternative Arten der Treibstoffgewinnung attraktiver werden. Die Produktion von Biogast, Ethanol und Palmöl nimmt jedoch Ackerland in Anspruch, dass fortan nicht mehr der Produktion dem Anbau von Nahrungsmitteln zur Verfügung steht.

3. Die Klimakrise. Die Einsicht, dass der globale CO2-Ausstoß in naher Zukunft deutlich gesenkt werden muss, hat neue Geschäftsmodelle hervorgebracht. So ist eine Industrie entstanden, die Land aufkauft um darauf Wälder anzupflanzen. Das gesammelte CO2 wird in Form von Klimazertifikaten an der Klimabörse zu Geld gemacht. Auch dieses Geschäftsmodell trägt zur weltweiten Verknappung von Böden und Ackerland bei.

4. Die Ernährungskrise. Eine Reihe von auftstrebenden Staaten wie China oder Indien hat erkannt, dass sie in der Zukunft große Flächen Land brauchen werden, um ihre Bevölkerungen ernähren zu können. Deshalb kaufen sie in großem Stil Land in anderen Regionen der Erde, vor allem auf dem afrikanischen Kontinent.

Die Opfer des Landgrabbings sind überwiegend Kleinbauern, Fischer, Jäger, Hirten und Sammler. Mit dem Verlust ihres Landes verlieren sie ihre Existenzgrundlage. Die Ernährungssicherheit nimmt ab und die Regionen verlieren in der Folge ihre politische Stabilität. Folge sind wachsende Slums, die sich jetzt schon als Krisengebiete der Zukunft abzeichnen.

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